Max Galli:

Photograph und Weltenbummler





Kaiserstuhl. Max Galli empfängt uns in seinem, zu einem Fotostudio umgebauten Elternhaus, in Oberrotweil. Ein idyllisches, fein restauriertes Anwesen aus kleinem Wohngebäude und Scheune, mit Nebengebäude. Ein malerischer Innenhof der sich durch ein
großes Holztor von der Außenwelt abschottet. Max Galli ist an einigen Tagen hier, um in aller Ruhe, fern von jeder Hektik, seine Bildaus-
beute zu sortieren, Auswahlen zu treffen, Bildfolgen zusammenzu-stellen, das Archiv aufzustocken. Normalerweise lebt er in St. Moritz und arbeitet mehr als die Hälfte des Jahres irgendwo in der Welt …
„Das kostet enorm viel Zeit, das Nachbereiten …“, meint er, während wir bei einer Tasse Kaffee einen Rundgang durch das Anwesen machen. „Wenn ich von einer meiner Reisen zurückkomme, dann habe ich tausende von Bildern, die sofort nach Themen, Regionen, Gegebenheiten sortiert werden müssen, damit ich die Verlage, die mich beauftragen, zielgenau bedienen kann.“ Das Anwesen ist professionell zu einem Bildarchiv, einem Büro umgebaut und renoviert worden. „Ein kleines Fotostudio ist eingerichtet: Für schwarz-weiß Portraits“, meint Max Galli.
„Wie hat es denn alles angefangen, mit der Reisefotografie?“, interessiert uns. Man kann ja nicht einfach starten, alles hat einen Anfang, einen Auslöser – um in der Fotografensprache zu bleiben …
Max Galli sitzt vor uns wie ein britischer Gentleman – er bedeckt seinen Kopf mit einer englischen Tweed-Mütze, hat seine Pfeife in der Hand. Ein Mann mit Stil, durch und durch immer darum bemüht, dass wir uns auch wohl fühlen. Zum Kaffee werden äußerst leckere Engadiner Nußtortenstückchen gereicht. Alles sehr „kommod“ …
„Ich war in der Ausbildung zum Fotografen und danach in einem Fotostudio nahe der Schweizer Grenze beschäftigt. Wir hatten über das gesamte Jahr Aufträge zur Katalogproduktion bei uns im Studio. Die Fotografen haben immer im Kunstlicht gearbeitet. Dazwischen – in unseren Pausen – standen wir stets mal wieder an einem Fenster, das den Blick zur Autobahn und der nahen Grenze zur Schweiz freigab. Da war immer dieses Fernweh …“ Max Galli nimmt – in sich ruhend, aber mit dem Blick in die Ferne schweifend – den rechten Arm auf Schulterhöhe von links nach rechts kreisend und die Ferne andeutend, einen Zug aus seiner Pfeife. „Dann“, so Max – wir sind mittlerweile beim angenehmen ‚Du’ – „habe ich eine Anzeige gelesen, in der ein Fotograf in der Schweiz, in St. Moritz gesucht wurde, der die Festivitäten im ersten Hotel am Ort im Bild festhalten sollte. Da habe ich mich gemeldet. Eine Wahnsinnszeit. Liz Taylor, Gunter Sachs – ich hatte sie alle vor der Linse. Ich wurde zu vielen privaten Feiern als Fotograf geladen. Das war plötzlich alles so einfach für mich: Eine kleine Anzeige! Eigentlich nicht zu glauben. Zufall.“ Max Galli hat in dieser Zeit seinen Lebensmittelpunkt nach St. Moritz verlegt. Dort hat er auch seine heutige Ehefrau Annemarie kennengelernt. Aber wir wissen immer noch nicht, wie er letztendlich zur Reisefotografie gekommen ist …
„Ganz einfach“, meint Max, er spricht langsam und wohlüberlegt, nimmt sich viel Zeit für seine Pfeife, „als ich genügend Geld zusammengespart hatte, habe ich einen alten VW-Bus gekauft und bin für einige Monate nach Skandinavien aufgebrochen. Damit war der Startschuss für die Reisefotografie abgefeuert. Nachdem ich zurück war, habe ich das Bildmaterial an verschiedene Verlage, die sowohl im Kalenderbereich als auch im Bildbandsegment tätig waren, geschickt. Die Verantwortlichen dort waren begeistert und animierten mich, meine Reisen doch fortzuführen.“ Mittlerweile ist Max Galli seit über 30 Jahren „auf Tour“. Großartige Publikationen über Skandinavien, die Lofoten, Finnland, Norwegen, Estland, Ungarn, Italien, Island, Syrien, Schweden, Reisen zu den schönsten Städten der Welt wie St. Petersburg, Rom, Hamburg, Venedig, Berlin, Firenze, Veröffentlichungen über die schönsten Regionen der Welt wie Elsass, Toskana, Sizilien, Engadin, Südtirol und unzählige mehr, gehören zu seinem Lebenswerk. Aber nicht nur Bildbände der schönsten Art, auch übergroße Kalender zu diesen Ländern, Städten und Regionen wurden veröffentlicht. Wir können nur staunen. Chapeau Max! Wir freuen uns, einem der renommiertesten Reisefotografen der Welt begegnet zu sein, der bescheiden, zurückgezogen und voller Zufriedenheit lebt und noch immer das Feuer der Abenteuerlust brodeln lässt und ganz einfach eine neue Reise in seine Lieblingsregion Skandinavien plant.
Wir verabschieden uns freundschaftlich und gehen – nicht ohne einige seiner tollen Bildbände mit auf den Weg zu bekommen. Vielen Dank, Max!